Über die Schulter geschautWas macht eine Hygienefachkraft?

Was sind die typischen Berufe in einem Krankenhaus? Die meisten Menschen werden wohl antworten: Arzt und Krankenschwester. Dabei ist die Berufswelt dort weitaus vielfältiger. Vor und hinter den Kulissen arbeiten unterschiedlichste Berufsgruppen zusammen, um den Patienten ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und sie gesund wieder nach Hause entlassen zu können, so natürlich auch am Bürger­hospital und am Clementine Kinder­hospital. In diesem Teil begleiten wir unsere Hygienefachkräfte Cornelia Ruks und Rudolph Weber. Kristin Brunner

Kurz gesagt: Im Krankenhaus spielt Hygiene eine zentrale Rolle. Aus diesem Grund gibt es an Krankenhäusern unterschiedliche Berufsgruppen, die kontrollieren, ob Hygienevorgaben eingehalten werden. Hygienefachkräfte sind ein Teil dieses Teams. Sie schauen ihren Kolleginnen und Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger, wenn es darum geht, die vorgeschriebenen Standards umzusetzen und so einer Infektion von Patienten, Besuchern und Mitarbeitern mit Keimen so gut wie möglich vorzubeugen. Dabei sind Keime kein originäres Krankenhausphänomen. Einen Krankenhauskeim, der dort erst entsteht, gibt es nicht. Jeder Mensch trägt Keime in und auf seinem Körper. Die meisten davon sind sowohl für gesunde als auch für kranke Menschen vollkommen harmlos. Einige können jedoch bei bereits geschwächten Patienten Infektionen auslösen und so zu einer Verzögerung des Genesungsprozesses oder sogar zu schwerwiegenden Komplikationen bis hin zum Tod führen. Vor allem die sogenannten multiresistenten Keime, bei denen nur noch wenige oder manchmal keine Antibiotika mehr wirken, stellen Krankenhäuser wie die komplette Gesundheitsbranche vor ein großes Problem.

Daher ist Prävention anhand von Hygiene das A und O im Krankenhaus – für Mitarbeiter ebenso wie für Patienten und deren Besucher. Durch das Einhalten einfacher Maßnahmen kann verhindert werden, dass sich ein Keim überträgt und ein Mensch daran erkrankt.

Cornelia Ruks schult Schwester Natalie in der richtigen Händedesinfektion. Ausreichend Desinfektionsmittel ist dabei Pflicht. (Foto: Thomas Stoll)

Am Bürger­hospital und Clementine Kinder­hospital schulen daher die beiden Hygienefachkräfte Cornelia Ruks und Rudolph Weber die Mitarbeiter in Sachen richtige Hygiene regelmäßig und prüfen, ob die Vorgaben eingehalten werden. Dabei haben sie nicht nur Ärzte und Pflegekräfte im Blick. Auch das Reinigungsteam, die Mitarbeiter der Küche, der Wäscherei und der Sterilgutversorgung werden von ihnen geschult. Da sie jedoch nicht auf allen Stationen und in allen Bereichen des Krankenhauses gleichzeitig ihre Augen offen halten können, stehen ihnen der Arzt für Krankenhaushygiene sowie hygienebeauftragte Ärzte und Pflegekräfte zur Seite. Mit diesen führen sie zudem regelmäßige HygieneAGs durch, in denen aktuelle Themen besprochen und Neuigkeiten ausgetauscht werden. Bevor sie sich in einer zweijährigen berufsbegleitenden Weiter­bildung zur Hygienefachkraft ausbilden ließen, waren Weber und Ruks als examinierte Fachkräfte in der Pflege tätig. Drei Jahre pflegerische Berufserfahrung sind Grundvoraussetzung.

Einen typischen Tagesablauf gibt es für Ruks und Weber, die in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung arbeiten, nicht. Ihre Aufgaben sind abwechslungsreich und orientieren sich an den hohen Hygienestandards. Regelmäßig sind sie auf den Stationen, um mit den Teams die korrekte Händedesinfektion zu trainieren. Zudem nehmen sie in festen Abständen mikrobiologische Untersuchungen von Oberflächen z.B. in Patientenzimmern oder im Operationsbereich vor. Diese zeigen, ob Betten, Bäder oder OP-Tische hygienisch einwandfrei gereinigt sind. Ebenso kontrollieren sie das Trinkwasser sowie Desinfektions- und Sterilisationsgeräte und überprüfen, ob die Klimaanlagen hygienisch einwandfrei funktionieren.

Mittels eines sogenannten Abklatschtests kann die Hygienefachkraft sehen, ob sich z.B. auf Möbeloberflächen gefährliche Erreger befinden. (Foto: Thomas Stoll)

„Regelmäßig besucht das Gesundheitsamt jedes Krankenhaus und kontrolliert die Einhaltung der Hygienevorgaben.“

Ruks und Weber begleiten diese Routinekontrollen und stehen auch darüber hinaus in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt sowie mit einem externen Hygieneinstitut. Doch auch Büroarbeit gehört zum Berufsalltag einer Hygienefachkraft. E-Mails schreiben ist ebenso Bestandteil wie das Verfassen von Protokollen und das Auswerten von Statistiken.

Der ständige Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Zum einen motivieren sie die Mitarbeiter durch Gespräche dazu, die Hygieneregeln konsequent einzuhalten. Zum anderen bringen sich die Mitarbeiter auch erfolgreich mit eigenen Verbesserungsvorschlägen ein, durch die die Vorgaben noch besser umgesetzt werden können.

Die Hygienestandards in Deutschland haben ein sehr hohes Niveau erreicht. Dennoch kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, Schulungen und Kontrollen vor, dass Keime übertragen werden. In diesen Fällen wissen Ruks und Weber sowie die geschulten Stationsteams, was zu tun ist. Bei hochinfektiösen Erregern steht neben der Behandlung des Betroffenen der Schutz der übrigen Patienten an oberster Stelle. Aus diesem Grund werden diese Patienten von den übrigen getrennt. Sowohl Patienten, die den Erreger lediglich auf der Haut tragen, aber nicht daran erkrankt sind (kolonisiert), was am häufigsten der Fall ist, als auch solche, die tatsächlich infiziert sind, werden isoliert. Ein Schild an der Tür weist jeden, der das Zimmer des Betroffenen betreten möchte, darauf hin, dass besondere Hygienemaßnahmen zu beachten sind, um eine Verbreitung des Keims zu unterbinden. Diese Regeln gelten für das Krankenhauspersonal ebenso wie für Besucher.

In den meisten Fällen kann die Kolonisierung oder Infektion durch antiseptische Waschungen und/oder die sachgerechte Gabe eines Antibiotikums erfolgreich und unkompliziert behandelt werden. Allerdings treten weltweit immer häufiger sogenannte multiresistente Keime auf. Bei ihnen schlägt ein Großteil der derzeit bekannten Antibiotika nicht mehr an. Für die Ärzte besteht dann die Herausforderung darin, das geeignete Antibiotikum zu finden, auf das der Erreger noch reagiert.

Nur wenn die Hände flächig leuchten und keine dunklen Flecken mehr zu sehen sind, wurden sie ausreichend desinfiziert. (Foto: Thomas Stoll)

Ruks und Weber und mit ihnen sämtliche Fachleute der Gesundheitsbranche beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Doch kennen sie auch ein probates Mittel, um der Übertragung der multiresistenten Keime bestmöglich vorzubeugen: Hygiene!

Begriffserklärungen:

  • Nosokomiale Infektion: Im Krankenhaus erworbene Infektion
  • Multiresistenter Keim/Erreger (MRE): Keim, der gegen mehrere verschiedene Antibiotika unempfindlich ist.
  • MRSA (Methicillin resistenter Staphylokokkus aureus): Ein multiresistenter Erreger, der in den vergangenen Jahren in den besonderen Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.

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2015 - Ausgabe 1
  • Schmerztherapie bei der Geburt – Walking Epidural
  • Frischer Wind vom Untermain – Neue Chefärztin der Klinik für Neugeborenen-, Kinderchirurgie und –urologie
  • Zystische Nierenerkrankungen im Kindesalter
  • Ein Beruf aus Überzeugung – Clementine Kinder­hospital veröffentlicht neues Pflegeleitbild
  • Über die Schulter geschaut: Was macht eine Hygienefachkraft?
  • Gemeinsam gegen den Hausärztemangel
  • Bürger­hospital und Clementine Kinder­hospital als Akademische Lehrkrankenhäuser zertifiziert
  • Nahezu 3000 Entbindungen am Bürger­hospital Frankfurt

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